Home

Our Offer 

References

Projects

Conferences

Jobs

Publications

News

Impressum

 

 

 

Indien

Der Wettlauf

hat schon begonnen


Indien gehört zu den wirtschaftlich am schnellsten wachsenden Ländern der letzten fünf Jahre. Nach Kaufkraftberechnungen verzeichnet es das fünftgrößte Sozialprodukt. Für Automobilhersteller und Zuliefern steht der Markt seit 1993 offen. 

(von Dr. Dietrich Kebschull, Direktor des IGEP - Indo German Export Promotion Project, Dehli - ein Projekt der GFE, finanziert von der GTZ aus Mitteln des BMZ)

In Indien existiert ein großer Fahrzeugmarkt, dem Experten auch in Zukunft gute Chancen einräumen. Zusätzlich gibt es günstige Produktionsbedingungen. Sie beruhen auf dem breiten Angebot kostengünstiger und qualifizierter Fach- und Führungskräfte. Auch die Wirtschaftspolitik trägt viel zu besseren Produktionsbedingungen und zur Exportorientierung bei.

Der ausländischen Automobilindustrie öffnete sich der Markt seit 1993. Im Pkw Bereich spielen die Japaner die stärkste Rolle. Suzuki hat ein Joint Venture mit dem Staatskonzern Maruti. Der Marktanteil dieses Herstellers liegt trotz wachsender Konkurrenz noch bei 60 Prozent. Inzwischen verstärken Honda und Mitsubishi die japanische Präsenz. Sehr erfolgreich sind auch die beiden koreanischen Unternehmen Daewoo und Hyundai, die wie Suzuki vor allem auf das untere Marktsegment ausgerichtet sind. Die VW-Gruppe wird in Kürze den Markteinstieg mit dem Skoda Octavia beginnen. Im mittleren, heftig umkämpften und mengenmäßig weniger bedeutsamen Marktbereich konkurrieren Opel, Ford und Fiat. Letztere erzielen den stärksten Umsatz allerdings weiterhin mit dem Kleinwagen Uno. Den darüber liegenden Bereich decken zurzeit Mitsubishi und Honda ab. In der Luxusklasse hat Mercedes die E-Klasse platziert.

Zusätzlich zum dominierenden Pkw-Markt existiert ein starker Bedarf an Nutzfahrzeugen. Bei Kleinstlastwagen gibt es zahlreiche Gemeinschaftsunternehmen mit japanischen Herstellern. Was das neue Engagement von Volvo angeht, ist es spannend, den Markt zu beobachten. Denn ihn prägen die heimischen Tata-Produkte und an diesem Fahrzeughersteller ist DaimlerChrysler immer noch beteiligt.


Ausländische Firmen fassen Tritt

Der Zuliefermarkt war bis vor kurzen völlig von indischen Unternehmen besetzt. In jüngerer Zeit kamen europäische, japanische, koreanische und auch US-amerikanische Joint Veriture hinzu. Ihre Zahl wächst kontinuierlich.

Die regionalen Schwerpunkte der Produktion für die Automobilindustrie sind die Großräume von Delhi, Bombay-Pooria und Madras (Chenai). Stärker nach vorne drängt Bangalare im Südwesten des Landes, während Kalkutta leicht an Bedeutung verloren hat. Die Produiktionsbedingungen sind in diesen Zentren insgesamt recht ähnlich.

Zur Zeit entstehen in Indien etwa 600 000 Pkw pro Jahr. Rund drei Viertel davon entfallen auf die untere Preisklasse zwischen 10000 und 20000 Mark. Dies ist für die indische Mittelschicht, die nach jüngsten Schätzungen 60 bis 80 Millionen Menschen umfasst, zwar eine empfindliche Ausgabe, aber noch erschwinglich.

Der Markt für Nutzfahrzeuge bewegt sich in der Größenordnung von 136000 pro Jahr. Dennoch ist Indien noch untermotorisiert: 1998/99 entfielen auf 1 000 Einwohner 4,3 Pkw. Spätestens im Jahr 2004/2005 dürfte die Pkw-Produktion die Millionenmarke überspringen.

Rund 400 leistungsfähige Zulieferer

Indien ist ganz eindeutig der Hauptabsatzmarkt für die dort produzierten Pkw und Lkw. Exporte - beispielsweise in Nachbarstaaten - sind noch sehr unbedeutend. In jüngster Zeit ist zu beobachten, dass Daewoo und Hyundai in Europa und anderen Märkten mit Produkten "made in India" Fuß fassen wollen. Die Versuche erscheinen durchaus erfolgversprechend. Auch im Zulieferbereich hat sich das Exportgeschäft in den vergangenen fünf, sechs Jahren von einem sehr niedrigen Niveau gut entwickelt.

Indien hat rund 400 Zulieferer. Sie sind alle mehr oder weniger eng mit führenden Fahrzeugherstellern verbunden. Für neue Modelle und neue Produzenten, die künftig das Bild stärker prägen werden, benötigen sie Technologien, Know-how und Kapital, also Partnerschaften mit ausländischen Herstellern.

Bürokratie ist noch ein Hemmnis

Indien gilt politisch als stabil. Die Risiken sind sicherlich geringer als in anderen asiatischen Staaten. Erschwerend für die Produktion ist die unzureichende Infrastruktur. Investitionen müssen dem Rechnung tragen und fallen dementsprechend höher aus. Hinzu kommen lange Behördenwege und eine recht umständliche Bürokratie. Aber die Gesetzgebung ist investitionsfreundlich. Ein sorgfältig ausgewählter Partner kann auf diesem Feld viele Schwierigkeiten vermeiden helfen.

Um Absatzchancen in Indien zu nutzen, muss man im Lande produzieren. Bis vor kurzem waren Zulieferungen von außen nicht möglich. Zukünftig wird sich das kaum ändern. Solange man glaubt, Indien über Exporte aus Deutschland bedienen zu können, sind Enttäuschungen programmiert.

Markterkundungs- und Entscheidungsprozesse dauern sehr lange. Es fehlt häufig an der Einsicht, dass Qualitätsprodukte auch außerhalb Deutschlands hergestellt werden können. Koreaner und Japaner haben bewiesen, dass der lokal in Indien gefertigte Anteil schnell auf 70 Prozent steigen kann. Zugleich haben sie dabei sogar attraktivere Garantien eingeführt als die europäische Konkurrenz. Sie sind eindeutig schneller und flexibler auch im Hinblick auf die Gestaltung ihrer Produktpalette. Zudem ist in Korea und Japan die Kooperation zwischen Fahrzeughersteller und Zulieferer enger - von Beginn der Planung an.

Bei Kooperationen in Indien empfiehlt sich eine Mehrheitsbeteiligung. Dies ist rechtlich möglich. Bei neuen Technologien, die im Lande nicht verfügbar sind, kann auch eine 100-prozentige Direktinvestition erfolgen. Denn ein Partner mit guten Erfahrungen und Verbindungen kann entscheidend für den gesamten Geschäftserfolg sein.